Bestandssignatur
6-97-0172
Laufzeit
1935-1977
Umfang
1535 VE
Findmittel
Inhalt
1. Biographische Angaben
Hans-Martin Perthel wurde am 27. September 1919 in Altenburg als Sohn des Landgerichtsrats Dr. Johannes Reinhard Heinrich (genannt Hans) Perthel (1) und der Sängerin Charlotte Perthel, geb. Knopf, geboren. Er besuchte von 1925 bis 1928 die Grundschule und erwarb 1934 am Gymnasium in Altenburg die Mittlere Reife. (2)
Vor und nach seiner 1936 (?) begonnenen Ausbildung an der Kunstakademie in München arbeitete Hans-Martin Perthel am Landestheater Altenburg. Ab Mai 1938 erhielt er in Altenburg außerdem als ständiger Schüler Unterricht beim Kunstmaler Friedrich Preuß. (3)
Am 1. April 1939 wurde Hans-Martin Perthel zum Arbeitsdienst eingezogen, danach, ab 9. Januar 1940, direkt in die Deutsche Wehrmacht überführt. Am 7. November 1943 wurde er bei Nikopol (heute Ukraine) so stark verwundet, dass ihm ein Bein amputiert werden musste. (In der Stadt Nikopol, die seit dem Überfall auf die Sowjetunion am 17. August 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt war, wurde Mangan gefördert. 1942/43 war die deutsche Rüstungs- und Stahlproduktion zu neunzig Prozent von der Lieferung aus Nikopol angewiesen. Wegen der Bedeutung des Ortes fanden hier 1943 besonders heftige Verteidigungskämpfe der deutschen Truppen statt.(4))
Aufgrund seiner Verwundung wurde er am 29. September 1944 aus dem Heeresdienst entlassen. Von November 1944 bis April 1945 ging er einer Tätigkeit als technischer Zeichner bei der Hugo und Alfred Schneider AG (HASAG) in Altenburg nach. (Die HASAG war ein deutsches Unternehmen im Bereich der Metallverarbeitung, das auch als Rüstungskonzern von Bedeutung war.(5))
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führte Hans-Martin Perthel seine künstlerischen Tätigkeiten an verschiedenen Theatern fort:
- 6. Juni 1945 bis 31. Juli 1945 künstlerischer Mitarbeiter der Altenburger Werkstätten
- 1. Oktober 1945 bis 31. Juli 1948 Bühnenbildner am Stadttheater Zeitz
- 1. August 1948 bis 31. Juli 1949 Bühnenbildner am Landestheater Altenburg
- 1. August 1949 bis 31. Juli 1951 Bühnenbildner am Landestheater Gotha
- 1. August 1951 bis 31. Juli 1963 Bühnenbildner und Ausstattungsleiter am Deutsches Nationaltheater Weimar
- 1. August 1963 bis 31. Juli 1968 Bühnenbildner und Ausstattungsleiter am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau
- 1. August 1968 bis 31. Juli 1971 Bühnenbildner am Theater Rudolstadt
- 1. August 1971 bis 12. August 1975 Bühnenbildner und Ausstattungsleiter am Theater Eisenach.
Aus der zwischen Hans-Martin Perthel und Gerda Perthel geb. Doenicke (12.3.1924-6.6.1996) am 24. Mai 1947 geschlossenen Ehe gingen zwei Söhne hervor, Thomas Perthel (11.11.1952 - 3.10.1971) und Hans-Gunter Perthel (geb. Zeitz 6.3.1948).
Hans-Martin Perthel verstarb im Alter von 55 Jahren am 12. August 1975 in Eisenach.
Anmerkungen
(1) Die Personalakte des Vaters ist im Landesarchiv Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar überliefert. Vgl.: Personalakte aus dem Bereich Justiz Nr. 9091 und 9092.
(2) Diese Angabe stammt aus einem von Hans-Martin Perthel selbst verfassten Lebenslauf. In der Schulschrift des Gymnasiums wird sein Abgang auf Ostern 1937 datiert. Vgl.: Friedrichs-Gymnasium zu Altenburg. 131. Nachricht über das Schuljahr Ostern 1937 bis Ostern 1938, S. 15.
(3) Vgl Personalakte aus dem Bereich Justiz Nr. 9091 Bl. 118v.
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Nikopol_(Ukraine) (Stand: 30.10.2018)
(5) https://de.wikipedia.org/wiki/HASAG (Stand: 30.10.2018)
2. Bestandgeschichte und Bestandsbearbeitung
Der Nachlass gelangte in zwei Teilen, am 21. Januar 2016 und am 28. Oktober 2019, durch Schenkung in das Landesarchiv Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar. Unter Anleitung von Oberarchivrätin Grit Kurth erfolgte von November 2016 bis November 2017 durch Dr. Barbara Rünger sowie von November 2019 bis September 2020 durch Juliane Bock die Erschließung der Nachlassunterlagen.
Der Bestand umfasst insgesamt 1535 Nummern (= 2180 Einzelstücke / Blätter). Als Entstehungszeitraum können die Jahre 1935 - 1975 angenommen werden, wobei davon auszugehen ist, dass die meisten Arbeiten 1945 - 1975 entstanden sind. Über diesen Zeitraum hinaus sind im Nachlass lediglich die gedruckten Theaterberichte des Meininger Theaters aus den Spielzeiten 1975/76 und 1976/77 enthalten (vgl. Nr. 1468).
Der Nachlass enthält vor allem Bühnenbildentwurfszeichnungen, Figurinen, technische Zeichnungen, Skizzen, Zeichnungen, Plakate, Fotos, Programmhefte sowie einige schriftliche Aufzeichnung von oder für Hans-Martin Perthel.
Die Nummern 1-815 dieses künstlerischen Nachlasses, die der ersten Schenkung aus dem Jahre 2016 zuzuordnen sind, sind nach Angaben des Nachlassgebers überwiegend bis 1963, also vor oder während der Beschäftigungszeit am Deutschen Nationaltheater Weimar, entstanden.
Von der Verzeichnung der übergebenen Programmhefte des Deutschen Nationaltheaters Weimar wurde abgesehen, da eine Prüfung ergab, dass diese im Bestand Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar bereits vorhanden waren.
Der zweite Teil des Nachlasses (ab Nr. 816) enthält Arbeiten aus der gesamten Schaffensperiode von Hans-Martin Perthel.
Hingewiesen sei an dieser Stelle auf im Nachlass befindliche Arbeiten von Fred Baubkus (Nr. 401, 407 und 704), Josef Gabriel (Nr. 66) und Margarete Skuhr (Nr. 404), die aus Urheberrechtsgründen nicht online gezeigt werden können.
Wegen noch bestehender bzw. ungeklärter Urheberrechte werden auch die im Nachlass enthaltenen Fotografien nicht im Internet präsentiert.
Eine Einsichtnahme dieser Unterlagen im Lesesaal des Landesarchivs Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar ist zu den regulären Öffnungszeiten nach Voranmeldung möglich.
Anhand der im Landesarchiv Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar überlieferten Theaterzettel und Programmhefte des Deutschen Nationaltheaters wurde nach Möglichkeit zusätzlich die Beteiligung von Hans-Martin Perthel an den ermittelten Aufführungen verifiziert. Das Datum der Premiere / Erstaufführung / Neuinszenierung der Aufführung wurde zum besseren Verständnis in eckigen Klammern ergänzt. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang, dass die Stücke teilweise über mehrere Spielzeiten in der gleichen Inszenierung, also auch mit den gleichen Bühnenbildern gespielt wurden. Diese und weiterführende Informationen zu Aufführungen des Deutschen Nationaltheaters sind auf der Website "Theater und Musik in Weimar 1754-1990" unter www.theaterzettel-weimar.de recherchierbar.
Für die anderen relevanten Theater in Zeitz, Altenburg, Gotha, Görlitz/Zittau, Rudolstadt und Eisenach konnten die ergänzenden Angaben zum Aufführungsdatum wegen fehlender vergleichbarer Datenbanken und nicht vorhandener Quellen im Landesarchiv Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar in der Regel nicht erbracht werden. Soweit möglich, wurde versucht, den Entstehungszeitraum einzugrenzen, u. a. an Hand des überlieferten Notizbuches (Nr. 1530).
Auf in Programmheften veröffentlichte künstlerische Arbeiten von Hans-Martin Perthel wird, soweit diese ermittelt werden konnten, in den Verzeichnungsinformationen hingewiesen.
Für den Zeitraum 1945 - 1959 wurden zur Verifizierung der Unterlagen auch die persönlichen Aufzeichnungen, insbesondere das unter der Nummer 1530 überlieferte Notizbuch genutzt. Darüber hinaus wurden durch die Bearbeiterinnen Angaben zu Werken oder Personen durch Recherchen im Internet und in der Literatur (Theaterlexika, Bühnenjahrbücher etc.) ergänzt.
Die undatierten und / oder unbeschrifteten künstlerischen Arbeiten wurden durch Bildbeschreibungen und großzügige Datierungszeiträume erschlossen.
Da die 2019 übergebenen künstlerischen Arbeiten überwiegend vorsortiert waren, konnten auch einige undatierte und unbeschriftete Zeichnungen einem Theater und / oder einer Aufführung zugeordnet werden. Bei den Verzeichnungsangaben wird auf diese Besonderheit hingewiesen, soweit dieses Kriterium für die Erschließung genutzt wurde.
Weimar, den 25. November 2022
gez. Grit Kurth
Referentin
Landesarchiv Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar
GND: http://d-nb.info/gnd/1172124566